Die meisten Menschen wollen eine Weisheitszahn-OP schnell und schmerzlos hinter sich bringen: am besten alle vier auf einmal, heißt es dann. Für andere ist die Vorstellung jedoch alles andere als schön und einige haben sogar Angst davor.
Aber wenn die Weisheitszähne nicht genug Platz im Gebiss haben, gibt es keine Alternative, um Komplikationen zu vermeiden. Doch die Sorge vor der Operation ist unbegründet, wenn sie ein versierter Arzt durchführt.
Als Fachzahnärztin für Oralchirurgie werde ich genauso oft nach der OP selbst, wie nach Tipps für die Tage danach gefragt:
- Was muss ich im Anschluss an die OP beachten?
- Kann ich meine normale Zahnbürste benutzen?
- Soll es eine spezielle Zahnpasta sein?
- Wie pflege ich meine restlichen Zähne?
Für alle, die den Termin noch vor sich haben, möchte ich hier einige Ratschläge geben und aufklären zum Thema „Nach der Weisheitszahn-OP – was geht, was geht nicht?“
Am Tag der Weisheitszahn-OP
Der Eingriff ist vorbei! Normalerweise dauert es nicht mehr als 20 Minuten pro Zahn oder ca. eine Stunde, wenn alle vier Weisheitszähne entfernt werden. Das lokale Betäubungsmittel beginnt nachzulassen. Du wirst spüren, dass Dein Mund nicht richtig aufgeht und alles etwas angeschwollen ist.
Das ist normal, denn der Körper reagiert mit Schwellungen, die auch auf die Gesichtsmuskulatur ausstrahlen. Vermutlich wirst Du automatisch eine Schonhaltung einnehmen. Es schadet nicht, mit in einem Tuch eingewickelten Kühlpack auf der Wange die Schwellung im Zaum zu halten.
Wenn Du nach Hause kommst, wirst Du vielleicht müde sein: die Operation, die Betäubung oder sogar Narkose, Sedierung können anstrengend sein. Ich empfehle Dir, Dich auszuruhen, Dich zu schonen und ausreichend zu schlafen. Natürlich ist es völlig in Ordnung, noch etwas zu essen, wenn Du Hunger verspürst. Am besten ist etwas Weiches, Püriertes, nicht zu heiß und nicht scharf gewürzt, um die Wunde nicht zu reizen.
Die Tage danach
Du befindest Dich schon in der Übergangsphase und fühlst Dich schon besser.
Achte beim Essen noch darauf, Lebensmittel zu vermeiden, die körnig sind wie Reis oder Müsli und sich in der Wunde festsetzen könnten. Natürlich sind Alkohol und Nikotin ebenfalls erstmal tabu!
Leichte Blutungen können auftreten und sind normal. Ich rate davon ab, in dieser Phase eine Mundspülung zu benutzen. Das Gurgeln und Spülen kann die Blutungen sogar zusätzlich provozieren. Denn der Blutpropf, der nun die Wunde verschließt, kann dadurch wieder aufgeweicht und gelöst werden. Das ist schlecht für die Wundheilung, da das Blut ein natürlicher Schutz für den Knochen ist, wie ein Pflaster, das das Eindringen von Keimen und eine Wundinfektion verhindert.
Ich bin auch aus einem anderen Grund keine Verfechterin von Mundspülungen nur für einen besseren Geschmack. Das sind oft Chemiebomben, die in diesem Fall die Wundheilung verzögern können.
Am Anfang geht der Mund noch nicht richtig auf und Du wirst vielleicht Angst haben, wie gewohnt die Zahnbürste zu benutzen. Aber keine Sorge! Erstens ist die Wunde gut vernäht. Zweitens sagt Dir Dein Körper, was geht und was nicht.
Du brauchst den Mund auch gar nicht so weit zu öffnen – im Gegenteil! Um den hinteren Bereich zu putzen, nimm einfach eine Kinderzahnbürste und schließe dann den Mund wieder. So kommt man sogar einfacher und weiter hinein – trotz der Schwellung. Natürlich solltest Du nur vorsichtig putzen!
Wenn Du trotzdem noch Bedenken hast, dass die Wunde nicht richtig sauber ist, hilft auch ein Wattestäbchen mit etwas Wasser angefeuchtet. Damit kannst Du problemlos die Wunde mit den Fäden auszustreichen und etwas reinigen. Aber das ist kein Muss!
Ein wichtiger Punkt: verzichte unbedingt auf eine Munddusche! Der unkontrollierte Wasserdruck könnte Speisereste noch tiefer in die Wunde drücken.
Wenn Du im Spiegel versuchst, die Wunde zu sehen, was natürlich eher bei den unteren Zähnen gelingt, wirst Du etwas Weiß-gelbliches bemerken. Das ist wie der Schorf auf der Haut, aber im Mund nimmt dieser eine andere Farbe an. Kein Grund zur Sorge!
Wenn es jedoch eine andere Färbung hat und in der Wunde drückt, kann das ein Speiserest sein. Du kannst mit einer kleinen Pinzette versuchen es herauszuholen.
Oder Du gehst zu dem Arzt, der Dir die Weisheitszähne entfernt hat. Der kann das ohne Probleme ausspülen. Das kannst Du natürlich auch selbst tun. Dazu brauchst nichts weiter als eine Spülkanüle oder eine kleine Spritze aus der Apotheke.
Je jünger du bist, desto schneller wird sich die Wunde wieder verschließen. Tag für Tag wirst Du den Fortschritt merken: der Mund geht weiter auf, die Schwellung geht zurück und das Zähneputzen wird leichter.
Nochmals: du kannst nichts kaputtmachen. Dein Körper signalisiert Dir rechtzeitig, falls ein Problem auftaucht.
Geschafft! Die Fäden werden gezogen.
Normalerweise werden die Fäden nach 7 bis 10 Tagen gezogen. Danach kann die Wunde endgültig zuheilen. Jetzt heißt es, auf gute Mundhygiene zu achten. Denn wenn die anderen Zähne nicht richtig sauber sind, können immer noch Bakterien und Keime in die frische Wunde eindringen.
Du kannst jetzt wieder in gewohnter Manier die Zähne putzen, sei es händisch oder mit der elektrischen Zahnbürste.
Falls dann noch Schmerzen, Schwellungen oder stärkerer Ausfluss aus der Wunde auftreten oder Du einen schlechten Geschmack im Mund verspürst, solltest Du allerdings unbedingt Deinen Zahnarzt kontaktieren.