Was hat es mit dieser Drainage bei einer Weisheitszahn-Operation auf sich? Der eine bekommt sie, der andere nicht. Warum wird eine Drainage gelegt? Wie funktioniert sie und wie sie gezogen? Tut das weh? Blutet das? Viele offene Fragen – ich beantworte sie hier.
Dazu eine nette Anekdote: im 3. Semester meines Studiums der Zahnmedizin – das ist immerhin schon mehr als 20 Jahre her – wurde bei mir ein Weisheitszahn im Unterkiefer entfernt. Ich war in der Uni-Zahnklinik und wollte in dem Moment natürlich keine dummen Fragen stellen. So geht es vielen Menschen. Ich erinnere mich, dass ich auch eine Drainage gelegt bekam mit dem kurzen Hinweis, dass ich am nächsten Tag zur Kontrolle bitte wiederkommen solle. Prima!
Aber ich wusste weder, wie man die Fäden zieht, noch kannte ich den genauen Sinn und Zweck der Drainage. Hier nun die Aufklärung.
Wann ist eine Drainage angesagt und was sind die Vorteile?
Weisheitszähne wachsen nicht immer nur perfekt gerade nach oben (aus dem Unterkiefer) oder senkrecht nach unten (aus dem Oberkiefer). So ist die Natur: es kann durchaus vorkommen, dass mal einer schräg liegt und seitlich gegen die benachbarten Zähne drückt.
In einem solchen Fall entscheidet sich die Zahnärztin oft dafür, diesen Zahn bei der Weisheitszahn-OP durchzuschneiden, um ihn einfacher und schonender entfernen zu können, insbesondere wenn er fast horizontal ausgerichtet ist.
Das hört sich brutal an, aber keine Angst: Sie merken davon gar nichts davon, denn natürlich ist die Stelle betäubt. Aber Fakt ist: wir bohren und schneiden den Zahn ein- oder zweimal durch, um ihn problemlos herausnehmen zu können. Dabei entstehen winzige Späne, eine Art feines Mehl aus Zahnresten. Wir säubern die Wunde natürlich gründlich nach der Operation. Aber es kann sein, dass im Anschluss die Wunde noch durch das Mehl leicht gereizt wird.
Der Körper reagiert natürlich auf solch einen Eingriff mit einer Schwellung. In dieser Schwellung entsteht während der Heilung eine Art „Wundwasser“. Und hier kommt die Drainage ins Spiel. Sie ist nur ein bis zwei Zentimeter lang und wird so platziert, dass sie halb aus der Wunde heraushängt. Damit hilft sie, diese Schwellung unter Kontrolle zu halten, indem die Flüssigkeit daraus abfließen kann. Denn die Wunde wird zugenäht und ohne die Drainage würde das Wundwasser die Schwellung immens vergrößern.
Das Ziehen der Drainage – halb so wild
Es gibt unterschiedliche Methoden, die Drainage wieder zu entfernen.
Ich ziehe sie bei meinen Patienten meistens am Tag nach der Operation, an dem sowieso eine kurze Nachkontrolle angesagt ist. Die Drainage wird einfach im Bruchteil einer Sekunde herausgezogen. Das ist kurz und schmerzlos.
Nur in den seltensten Fällen, wenn es zum Beispiel ein kompliziert gelegener Weisheitszahn war, kann es sein, dass ich mich dafür entscheide, die Drainage noch ein paar Tage länger zu verwenden, damit die Schwellung gering bleibt und Sie weniger beeinträchtigt sind. Es handelt sich meist nur um zwei oder drei Tage. Das mag Sie im Mund vielleicht minimal drücken, aber es ist deutlich besser und angenehmer als ohne Drainage.
Ein weiteres gutes Argument, ist dass die Drainage auch bei der Wundheilung hilft, wenn Blut und Wundsekret abfließen können.
Aber wie bereits betont: im Normalfall wird die Drainage am Tag nach der Operation entfernt.
Noch ein letzter, guter Tipp: egal ob mit oder ohne Drainage – ganz wichtig ist das Kühlen des Wundbereichs über die Wange, damit Sie umso schneller wieder ohne Schwellungen sind.